Schulterschmerzen

Sie können die unterschiedlichsten Ursachen haben

Dass die Schulter so anfällig für Schmerzen ist, hängt mit der besonderen Anatomie des Schultergelenks zusammen. Es wird ausschließlich von Muskeln geführt, was zwar eine hohe Beweglichkeit ermöglicht, zugleich aber auch eine hohe Instabilität mit sich bringt. Im Folgenden werden die häufigsten Erkrankungen, die zu Schulterschmerzen führen können, aufgeführt.

Schulterarmsyndrom (Zervikobrachialsyndrom)

Nacken- und Schulterschmerzen können bis in Arme, Hände und Hinterkopf ausstrahlen. Grund dafür ist häufig eine chronische Verspannung der Schulter-Nacken-Muskulatur. Davon sind besonders Menschen betroffen, die sitzende Berufe ausüben und häufig mit nach vorn geneigtem Kopf am Computer arbeiten. Ausgangspunkt der Beschwerden ist in der Regel die Halswirbelsäule. In besonders schweren Fällen liegt die Ursache in auftretenden Bandscheibenvorfällen, Wirbelfehlbildungen, Wirbelbrüchen oder Tumoren.

Weitere mögliche Krankheitsursachen für Schulterschmerzen sind:

  • Borelliose: durch Zecken übertragene entzündliche Gelenkserkrankung
  • Karpaltunnelsyndrom: eine schmerzhafte Einengung des Nervus medianus im Handgelenksbereich
  • Gürtelrose: schmerzhafter Hautausschlag, der vom gleichen Virus wie Windpocken verursacht wird
  • Herzinfarkt: kann ein Auslöser für plötzlich auftretende Schmerzen in der linken Schulter und hinter dem Brustbein sein

Schultergelenkarthrose (Omarthrose)

Wenn sich die Knorpelschicht an den Gelenkflächen mit der Zeit immer mehr abnutzt, kommt es zu Bewegungseinschränkungen oder beim Anheben des Armes. Häufige Ursachen sind chronische Überlastungen, altersbedingter Verschleiß oder Rheumatoide Arthritis.

Schulterarthrose (Omarthrose)

Schulterengpass-Syndrom (Impingement)

Wird der Raum zwischen Schulterdach und Oberarmknochen eingeengt, kann es zu schmerzhaften Funktionsstörungen kommen. Ursache können Kalkeinlagerungen, ein hoch stehender Oberarmkopf, ein Knochensporn oder eine Arthrose im Schultereckgelenk sein. Oft kommt es begleitend zu einer Schleimbeutelentzündung. Zunächst treten die Schmerzen beim seitlichen Anheben des Arms und bei Überkopfbewegungen auf. Im fortgeschrittenen Stadium entstehen sie oft auch belastungsunabhängig, z.B. in der Nacht.

Rotatorenmanschetten-Ruptur

Bei einem lang andauernden Impingement oder infolge chronischer Überlastung ist die Sehne der Rotatorenmanschette  oft sehr vorgeschädigt, dass sie bereits infolge eines geringen Anlasses reißt. Während Teilrisse häufig unbemerkt bleiben, tritt bei kompletten Rissen eine schmerzhafte Kraftminderung des Arms auf.

Frakturen im Bereich des Oberarms und des Schlüsselbeins

Oberarmfrakturen treten meist bei einem Sturz auf den ausgestreckten Arm oder den Ellenbogen auf. In der Folge kann es dazu kommen, dass die Schulter in ihrer Beweglichkeit schmerzhaft eingeschränkt wird. Dies trifft vor allem dann zu, wenn es sich um eine Fraktur im gelenknahen Bereich handelt. Eine ähnlich schmerzhafte Wirkung kann durch einen Schlüsselbeinbruch hervorgerufen werden.

Schultersteife (Frozen shoulder)

Es kommt zu einer Schrumpfung der Schultergelenkkapsel, durch welche die Beweglichkeit des Gelenks eingeschränkt wird. Der krankhafte Prozess ist schleichend und zieht sich oft über mehrere Jahre hin. Man unterscheidet eine primäre Schultersteife von der sekundären Form, die Folge einer anderen Krankheit oder Verletzung ist, wie z.B. Schultergelenkarthrose, Kalkschulter oder Riss der Rotatorenmanschette.

Kalkschulter (Tendinosis calcarea)

Aufgrund einer anlagebedingten Minderdurchblutung im Bereich der Rotatorenmanschette lagern sich an ihren Sehnenansätzen Kristalle an. Vor allem bei Überkopfbewegungen treten Schmerzen auf. Lagern sich die Kristalle in den Schleimbeuteln ab, werden die Beschwerden besonders stark.

Schulterinstabilität und Luxationen

Springt der Kopf des Oberarms infolge eines Sturzes oder einer Verletzung aus der Gelenkpfanne heraus, kann es zu einer dauerhaften Instabilität kommen. Die Gelenke können aber auch generell instabil sein und bereits bei alltäglichen Bewegungen aus der Gelenkpfanne springen, ein Vorgang, der sich durch plötzlich einschließende Schmerzen bemerkbar macht.

Risse der Biszepssehne

Bei plötzlich eintretenden stechenden Schulterschmerzen und einem damit verbundenen Kraftverlust an der Schulteraußenseite ist möglicherweise ein Riss der Bizepssehne die Ursache. In manchen Fällen ist die Knorpellippe am oberen Rand der Schulterblattgelenkpfanne, an der die lange Bizepssehne ansetzt, gerissen (SLAP-Läsion). Ist die Führung der langen Bizepssehne beeinträchtigt, spricht man von einer Puley-Läsion.

Rheumatische Schulter

Bei der Polymyalgia rheumatica (PMR) handelt es sich um eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die zu Muskelschmerzen vor allem im Bereich des Schulter- und des Beckengürtels führt. Die Beschwerden sind besonders morgens sehr ausgeprägt.

 

Es gilt, die Ursachen für die Beschwerden aufzuspüren

Wenn Schulterschmerzen stark und anhaltend sind und immer wiederkehren oder als Folge eines Unfalls auftreten, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Zunächst geht es darum, die charakteristischen Merkmale der Beschwerden ausfindig zu machen. In der körperlichen Untersuchung überprüft der Arzt Schulterstand und Armhaltung und nimmt Beweglichkeitstests vor. Je nach Krankheitsverdacht werden Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen, MRT- und CT-Untersuchungen oder Gelenkspiegelungen (Arthroskopie) durchgeführt.

Entscheidend für die Behandlung sind Art und Ausmaß der Erkrankung

Die Behandlung von Schulterschmerzen ist abhängig von der Art und dem Grad der zugrunde liegenden Erkrankung oder Verletzung. Zu den klassischen Formen der konservativen Therapie gehören Krankengymnastik du die Verwendung von entzündungshemmenden Präparaten. Weitergehende therapeutische Maßnahmen sind Elektro- und Ultraschalltherapie sowie Magnet- und Stoßwellentherapie. Die zuletzt genannten Behandlungsformen können beispielsweise bei einer Kalkschulter hilfreich sein. Hier kommt häufig auch das sogenannte Needling zur Anwendung. Dabei werden die Kalkdepots unter örtlicher Betäubung und Ultraschallkontrolle angestochen und mit Flüssigkeit ausgespült. In schwerwiegenden Krankheitsfällen wird sich ein operativer Eingriff nicht immer vermeiden lassen. Für eine Kalkschulter z.B. kann dies bedeuten, dass die Kalkdepots auf arthroskopischen Wege entfernt werden. Bei einem Engesyndrom wird die sogenannte subakromiale Dekompression durchgeführt, bei der im Rahmen einer Gelenkspiegelung einengende Knochenzacken oder ein verdickter Schleimbeutel entfernt werden. Risse der Rotatorenmanschette werden entweder arthroskopisch oder unter Umständen auch im offenen Verfahren genäht. Liegt ein großflächiger Riss vor, kann es sinnvoll sein, eine inversive Schulterprothese zu implantieren.

Inverse Schulterprothese

Eine rechtzeitige Behandlung kann Schlimmeres verhindern

Durch regelmäßige Bewegung ist es möglich, Schulterschmerzen vorzubeugen. Allerdings sollte man das Schultergelenk auch nicht allzu sehr belasten. Das gilt vor allem, wenn es bereits zu einer Vorschädigung gekommen ist. Liegt ein Gelenkverschleiß vor, sollte man dem Fortschreiten der Erkrankung durch eine rechtzeitige Behandlung entgegenwirken.

Das können sie selbst gegen Schulterschmerzen tun

  • Gegen akute Schulterschmerzen, z.B. infolge einer Schleimbeutelentzündung, eines Bizepssehnenrisses oder einer Kalkschulter, hilft Kälte. Dazu kann man Eis- oder Kühlpackungen oder auch feuchtkalte Umschläge verwenden. Bei chronischen Schmerzen sind Wärmeanwendungen vorzuziehen.
  • Arthrosebedingte Schulterschmerzen lassen sich zu einem guten Teil durch Heilpflanzen lindern. Im Akutfall eignen sich Umschläge mit Arnikablüten oder Einreibungen mit Arnikasalbe; neu auch in Kombination mit Grünlippmuschel-Salbe. Bei weniger schmerzhaftem Zustand helfen durchblutungsfördernde Bäder mit Heublumen und Eukalytusöl.
  • Sind die Schulterschmerzen vor allem auf Stress, Anspannung und Alltagsbelastungen zurückzuführen, können sie durch Entspannungsübungen zur Entlastung der betroffenen Sehnen, Muskeln und Bänder beitragen. Dazu eignen sich beispielsweise Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und Yoga.
  • Chronische Schulterschmerzen führen oft dazu, dass sich die Betroffenen eine Schonhaltung angewöhnen. Dadurch verkürzen sich die Muskeln im Laufe der Zeit. Um dies zu verhindern, sollten sie die Muskeln regelmäßig dehnen. Welche Übungen dafür in Frage kommen, lassen sie sich am besten von einem Physiotherapeuten zeigen.
  • Verspannungen in der Schultermuskulatur sind häufig auf eine ungesunde Haltung am Schreibtisch zurückzuführen. Deshalb sollten sie auf einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz achten. Um eine ungleichmäßige Belastung der Muskeln in Schulter, Nacken und Rücken zu vermeiden, müssen Tisch und Stuhl die richtige Höhe haben. Außerdem sollte der Abstand zur Tastatur stimmen. Zu empfehlen sind Handballenauflagen vor der Tastatur.

Gelenkersatz des Schultergelenkes

Beitragsbild Fotolia.de #137124873

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Über den Autor

Dr. M. Kettler
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Chirurgie, Spezielle Unfallchirurgie
Schwerpunkttätigkeit: Schulter-, Ellenbogen- und Handchirurgie
Orthopädische Gemeinschaftspraxis
Nymphenburger Str. 146
80634 München