Aktiv und beweglich trotz Arthrose

Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung. Etwa 25 Prozent der über 35-jährigen sind davon betroffen. Ab 50 leidet bereits über 60 Prozent der Bevölkerung daran und bei den über 65-jährigen sind sogar 90 Prozent betroffen. Das macht schon deutlich, zwischen Arthrose und Lebensalter besteht eine eindeutige Korrelation.

Arthrose braucht kein Mensch. Sozialversicherungsrechtlich ist Arthrose keine Krankheit. Die Sozialversicherungsträger betrachten Krankheit als Vorhandensein einer Störung, die eine Behandlung im Sinne von medizinischer Therapie und Krankenpflege erfordert und eine Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat. Es ist kaum auszudenken, was passieren würde, wenn jeder Arthrosepatient sich ab sofort bis zu seiner Genesung (die es niemals vollständig geben wird!) arbeitsunfähig krank melden würde. Wenn Arthrose demnach aber keine Krankheit ist, wie soll man dann mit den Schmerzen und Bewegungseinschränkungen umgehen, die sie verursacht?

Als Arthrose bezeichnet man die meist altersbedingte Abnutzung eines Gelenks. So beschreibt das Maß der Zerstörung der Knorpelschicht in diesem Gelenk und die damit einhergehenden Knochenveränderungen. Die natürliche Fähigkeit, sich frei bewegen zu können, geht dadurch verloren. Das Gelenk entzündet sich, schwillt an und schmerzt. Anfangs treen diese Schmerzen nur gelegentlich auf, z.B. nach stärkeren oder ungewohnten Belastungen. Im weiteren Verlauf verkürzen sich die schmerzfreien Phasen. Am häufigsten betroffen sind Hände, Knie und Hüften, aber auch jedes andere Gelenk inklusive der Wirbelsäule kann erkranken. Weitere Ursachen können auch genetische Veranlagung, Überlastung, Entzündung oder Verletzung sein.

Selbstheilung ausgeschlossen. Immer häufiger stellen wir fest, dass Durchblutungsstörungen des Knochens zur Entstehung der Arthrose beitragen. Meistens sind es Gefäßverkalkungen, begünstigt durch z.B. unbehandelten hohen Blutdruck, Diabetes oder andere Stoffwechselerkrankungen, die zu einer Unterversorgung des Knochens führen, der seinerseits dann den darüber liegenden Knorpel nicht mehr “ernähren” kann. Das Knorpel-/Knochengewebe beginnt sich aufzulösen, stirbt ab und hinterlässt vom Gleitbelag ungeschützte, immer größer werdende Kahlstellen, die einen direkten Reibekontakt gegenüberliegender Gelenkknochen möglich machen. Die Folgen: Entzündungen, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und schließlich Funktionsverlust – kurzum Gelenkzerstörung. Unserem Körper ist eine Knorpelheilung aus eigener Kraft nicht möglich und auch von außen gilt die Arthrose bis heute als nicht heilbar.

Frühzeitige Erkennung des Problems enorm wichtig. Dennoch gibt es gute Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern und auf diese Weise die Einschränkungen im Alltag so gering wie möglich zu halten. Durch moderne Therapieansätze lassen sich die Gelenkfunktion und das Fortschreiten der Arthrose günstig beeinflussen. Für den Funktionserhalt des betroffenen Gelenks ist aber die frühzeitige Erkennung des Problems enorm wichtig, weil nur dann die Ursache in einer mehrschichtigen Therapie behandelt und Folgeerscheinungen verhindert oder eingeschränkt werden können.

Arthrosetherapie nur beim Spezialisten. Die Behandlung der Arthrose ist nicht trivial, sondern erfordert hohes, orthopädisches Können und Erfahrung. Ziel ist, mit konservativen und bei Bedarf auch operativen Behandlungsmethoden das Fortschreiten der Arthrose möglichst stark abzubremsen. Bieten sich die konservaten Maßnahmen oft noch im Frühstadium an, so kommen die operativen Maßnahmen darin zum Einsatz, wenn z.B. grobmechanische Einklemmungen durch eine Meniskus- oder Knorpeldestruktion zu einer besonders raschen Zerstörung benachbarter Strukturen führen würden.

Konservative Maßnahmen sind z.B.:

  • Revitalisierung des nicht oder nur schlecht durchblutenden Knochens sowie des ungenügend funktionierenden Knorpelstoffwechsels mithilfe gezielter Maßnahmen, wie z.B. Kernspinresonanztherapie (MBST) – eine der modernsten Methoden der vibrationalen Medizin. Begleitend oder alternativ sind durchblutungsfördernde Infusionen sinnvoll. Diese MAßnahmen sollten möglichst frühzeitig durchgeführt werden, bevor die daraus resultierende Osteoporose zu einer Beinachsenverlagerung mit nachgeordneter O- oder X-Beinfehlstellung führt;
  • ACP-Therapie (eine Form der Eigenblutbehandlung) mit deren Hilfe die in unserem Blut vorhandenen Reparaturhormone und Wachstumsmediatoren konzentriert in das arthrotische Gelenk eingespritzt werden, um dort noch mögliche Reparaturprozesse des Gelenks anzukurbel;
  • Hyaluronsäure-Gelenkinjektionen zur Verbesserung der Gleitvorgänge und Roborierung der Knorpelstrukturen durch deren Eigenschaft als Vernetzungsmolekühl der Kollagenfibrillen. Damit wird der noch vorhandene Knorpel gestärkt;
  • Cortison-Injektionen im Akutfall gefolgt von entzündungshemmenden Präparaten, um die aktuen Symptome einzudämmen, ohne dadurch auf die Arthrose selbst einzuwirken;
  • Korrektur der frühen Fehlbelastung durch Schuheinlagen oder ggf. korrigierende Orthesen.

Operative Maßnahmen sind z.B.:

  • Mikrofrakturierung und/oder subchondrale Spongiosaplastik; dabei wir der freiliegende Knochen durch eine spezielle Abfräsungstechnik zur Bildung eines Faserknorpel-Regenerats angeregt – eine völlig natürlich Reparatur! Dieser neu gebildete Faserknorpel weist auch langfristig eine erstaunlich gute Qualität auf, die durch die Implantation von Karbonfaserstiften (auch “Bioprothese” genannt) noch gesteigert werden kann. Für den Patienten bedeutet das zusätzliche Jahre mit intakter Gelenkfunktion.
  • Umstellungsosteotomie; die durch den Knorpeluntergang und die Unterversorgung ausgelöste Schwächung des Knochens (lokale Osteoporose) verstärkt eine vorbestehende O- oder X-Bein-Fehlstellung und forciert deren weitere Zerstörung.

Die gegebenenfalls notwendigen Operationen können in der Regel ambulant durchgeführt werden. Sie verschieben den Zeitpunkt des Einbaus eines künstlichen Gelenks häufig um mehrere Jahre oder ersetzen ihn völlig. Diese Perspektive gewinnt mit steigender Lebenserwartung an Bedeutung und reduziert das Risiko, aufgrund einer zu frühen Gelenkersatzoperation in den späten Lebensjahren erneut operiert werden zu müssen, weil sich die Prothese gelockert oder den Knochen beschädigt hat. Es muss jedoch klar sein, dass diese Maßnahmen nur funktionelle Hilfen sein können, die sportlichen Belastungen nur noch auf einem erheblich reduzierten Niveau zulassen.

Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie ist Arthrose gut beherrschbar. Das setzt aber voraus, dass sie ernst genommen und ebenso ernsthaft und frühzeitig bekämpft wird. Als Orthopäde sehe ich gerade hier noch großen Aufklärungsbedarf. Arthrose bedeutet nicht automatisch den (sofortigen) Verlust von Beweglichkeit und Lebensqualität. Für einen hochqualifizierten Arzt mit breit differenzierten Therapiespektrum ist die Arthrose jedoch gut beherrschbar. Ein paar Tabletten, eine Spritze oder etwas Salbe alleine helfen nicht.

 

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Über den Autor

Dr. A. Chinta
Dr. med. Adrian Chinta
GEWIDA- Orthopädische Praxis
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